Saarbrücken, 16. September 2023
Über 200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 13 Ländern treffen sich vom 18. bis 20. September 2024 auf Einladung des INM – Leibniz-Institut für Neue Materialien, um ihre Forschung an „Engineered Living Materials“ zu präsentieren. Die internationale Community kommt nun schon zum dritten Mal auf dem Saarbrücker Universitätscampus zusammen. In diesem Jahr findet das Treffen gemeinsam mit der Auftaktveranstaltung des Schwerpunktprogramms 2451 der Deutschen Forschungsgemeinschaft über „Lebende Materialien mit Adaptiven Funktionen“ statt. Fachleute aus den verschiedensten naturwissenschaftlichen Disziplinen widmen sich einem vielversprechenden neuen Ansatz in der Materialsynthese. Sie setzen auf Materialien, die lebende und nicht-lebende Stoffe und deren Eigenschaften vereinen und völlig neue Möglichkeiten in verschiedensten technologischen und speziell auch medizinischen Bereichen bieten.
„Natürliche lebende Materialien verhalten sich nach einem Plan, der in ihrem Erbgut gespeichert ist. Sie passen sich ständig an äußere Einflüsse an und verändern sich selbst, um auf neue Herausforderungen zu reagieren. Solche Fähigkeiten wären auch für technische Materialien sehr nützlich, sind aber mit unbelebten Stoffen nur schwer umsetzbar. Hier setzt unsere Forschung an“, erklärt Professor Wilfried Weber, Wissenschaftlicher Geschäftsführer am INM. In Engineered Living Materials (ELM), wie diese Materialien in der internationalen Fachwelt genannt werden, sind lebende Organismen wie Bakterien oder Hefen in einem nicht-lebenden Material eingeschlossen. Die Organismen verfügen über besondere Stoffwechseleigenschaften und können verschiedenartigste Stoffe produzieren und freisetzen. Diese Fähigkeit kann gezielt programmiert werden, um technische und medizinische Materialien mit neuartigen Funktionen wie Selbstheilung, Anpassung an Umweltreize oder besondere Langlebigkeit zu generieren.
Im Mittelpunkt der diesjährigen Konferenz stehen entscheidende Fragen: Welche Eigenschaften müssen Materialien haben, damit lebende Zellen in ihnen langfristig überleben und funktionieren? Wie lassen sich biologische Prozesse und technische Materialien miteinander verbinden? Und welche Verfahren sind nötig, um sicherzustellen, dass diese Materialien auch im großen Maßstab nachhaltig produziert werden können? Darüber hinaus wird die Konferenz die potenziellen Risiken dieser innovativen Materialien beleuchten und Lösungsansätze für ihre verantwortungsvolle Anwendung präsentieren. Professorin Aránzazu del Campo, Wissenschaftliche Geschäftsführerin am INM und Koordinatorin des SPP 2451 erläutert dazu: „Die Forschung an den ELM ist inzwischen in Teilen so weit entwickelt, dass wir den Schritt aus dem Labor in die Anwendung vorbereiten müssen. Daher haben wir neben den Forschenden auch Vertreter aus der Industrie und von Zulassungsbehörden eingeladen. In einem Diskussionsforum werden diese gemeinsam eruieren, wie der Transfer dieser Zukunftstechnologie in die Praxis vorbereitet werden kann und welche Herausforderungen es dabei zu meistern gilt.“
Ein großer Teil der Konferenz ist den „Lebenden Therapeutischen Materialien“ gewidmet, dem Kernthema des ebenfalls vom INM koordinierten gleichnamigen Leibniz WissenschaftsCampus. Die Saarbrücker Forscherinnen und Forscher arbeiten an kleinsten Biofabriken, die, in nicht-lebendes Material eingeschlossen, in den Körper implantiert werden sollen, um dort medizinische Wirkstoffe zu produzieren und diese gezielt abzugeben. Unter anderem stellen sie auf der Konferenz auch eine Kontaktlinse vor, in der lebende Materialien Hyaluronsäure zur kontinuierlichen Befeuchtung des Auges produzieren und freisetzen.
Der Konferenz vorgeschaltet ist eine weitere Veranstaltung mit verwandter Thematik. Die Partner im ELM-Portfolio des Europäischen Innovationsrats (EIC), zu denen auch das INM zählt, treffen sich zu ihrer Jahrestagung.